Über vivo international Schweiz
Der Begriff Trauma (griechisch: Wunde) bezeichnet das Erleben eines oder mehrerer Ereignisses/se von extrem bedrohlicher oder entsetzlicher Natur (WHO, 2018). Nach traumatischen Erlebnissen entwickelt nur eine Minderheit der Betroffenen eine Traumafolgestörung, jedoch ist im Kontext anhaltender und vielfältiger Gewalterfahrung wie in Krisenregionen bei jeder dritten Person eine psychische Folgestörung, insbesondere die Posttraumatsiche Belastungsströung (PTBS), zu erwarten. Eine PTBS steht im Zusammenhang mit einer bedeutenden individuellen sowie gesellschaftlichen Funktionsbeeinträchtigung, stark reduzierter Lebensqualität, Beeinträchtigung der Beziehungen und Produktivität sowie schlechter psychischer und physischer Gesundheit.
Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Unterbrechung sogenannter Gewaltzyklen. Damit gemeint sind Prozesse, bei denen erlittene Gewalt (z. B. infolge von Kriegen, Katastrophen, Folter, gesellschaftlichen Zusammenbrüchen usw.) unverarbeitet in Gemeinschaften und Familien (z. B. als häusliche Gewalt) hineingetragen wird. In der Folge bekommt sie dabei häufig einen alltäglichen Charakter und wird als vermeintlich selbstverständlicher Akt der Durchsetzung von Interessen und zur Konfliktlösung sowohl im familiären Umfeld als auch im öffentlichen Raum eingesetzt.
Die grosse Anzahl traumatisierter Personen und die geringe Anzahl spezialisierter Fachpersonen stellt, insbesondere in Krisenregionen, eine grosse Herausforderung dar. In diesem Kontext bedarf es Strukturen zur Bewältigung der Traumafolgestörung und dadurch Prävention von Gewalt um Gesellschaften einen Frieden zu ermöglichen. Insbesondere für Flüchtlingspopulationen hat sich die Narrative Expositionstherapie (NET) (Schauer, M., Schauer, M., Neuner, F., & Elbert, T. (2011). Narrative exposure therapy: A short-term treatment for traumatic stress disorders. Hogrefe Publishing.) als evidenzbasierte Methode bewährt. Deren Effektivität zur Behandlung der Traumafolgestörung wurde in über 50 Studien auf der ganzen Welt wissenschaftlich nachgewiesen. NET ist eine kultursensitive Kurzzeittherapie zur Behandlung von Traumafolgestörungen (Posttraumatische Belastungsstörung jedoch auch weitere Folgen wie Schulderleben, Depression und Trauer), die gut und schnell in natürliche Gemeinschaften weitergegeben und eingesetzt werden kann.
Die Divergenz zwischen der großen Anzahl traumatisierter Personen und der geringen Anzahl spezialisierter Fachpersonen stellt insbesondere in Konfliktregionen eine große Herausforderung dar. Ein Lösungsansatz stellt die Dissemination spezifischer Diagnostik- und Therapiefertigkeiten dar. Der Prozess befähigt Gesundheitsexpert*innen aus betroffenen Gemeinschaften zur effektiven Identifikation und Behandlung der Betroffenen Die NET kann an Laientherapeuten weitergegeben werden und auch im Rahmen von Training-of- Trainers Modellen über Generationen in den betroffenen Gesellschaften angewandt werden. Kaskadenmodelle zum Training von Diagnostiker*innen, Berater*innen sowie Therapeut*innen können die Versorgungsstrukturen zur Identifikation und Behandlung von psychischen Störungen und die Lebensqualität der Bevölkerung verbessern. Ein weiteres Ziel ist die Sicherung qualitativer therapeutischer Standards. Dazu werden auch Supervisionen sowie Mindeststandards zur Ausbildung von NET-Therapeut*innen, Supervisor*innen und Trainer*innen vom Verein vorangetrieben.